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Interview mit den Autoren Christoph Stelzner und Martin Bauer zu ihrer sächsisch-bayerischen Satireshow “Sächsmaschine und Süßer Senf”

(zur freien Verwendung, zitierfähig in den Medien)

Martin Bauer (aus München) und Christoph Stelzner (aus Dresden) sind die Produzenten, Autoren und Darsteller der Live-Bühnenshow “Sächsmaschine und Süßer Senf”. Stelzner & Bauer arbeiten seit den 90ern in der Medienbranche. In ihrer Satireshow verarbeiten sie über 15 Jahre “sächsisch-bayerische Grenzerfahrungen.” Bereits mit Ihrem Debütprogramm “Oralakrobatik mit Happy Ending”, einer Mediensatire, konnten Sie deutschlandweit erste Erfolge feiern.

   _DSC4273Seit März 2015 touren der Medienproduzent Martin Bauer und Journalist Christoph Stelzner mit ihrem Bühnenprogramm “Sächsmaschine und Süßer Senf” durch Deutschland. Beide treten dabei abwechselnd als teils skurrile Sachsen und Bayern auf, die sich am Interkontinentalflughafen Chemnitz-Jahnsdorf begegnen. Viele Figuren, die von Stelzner & Bauer gespielt werden, zeichnen sich durch sonderbare Berufe oder Schrulligkeiten aus. Garniert wird die Show mit Videoeinspielern,  Musik und viel Situationskomik.

Frage an Christoph Stelzner: Wie viele Figuren spielt ihr denn in eurem Bühnenstück?

Stelzner: Soviel wie ins Auto passen, bzw. in den Kostümkoffer. Insgesamt müssten es 8 sein.

Die Sächsische Zeitung kommt zu dem Schluss, dass ihr eure Rollen perfekt auf die Bühne bringt. Wo findet ihr den Stoff, aus dem die Gäste geschaffen sind?

Bauer: Wir haben diese Figuren schon über mehrere Jahre entwickelt. Die Typen finden wir in den Medien, am Stammtisch oder auch schon mal an der Kasse im Supermarkt. Aus einer Ideenskizze wachsen sie dann langsam zu einer Figur. Seit 1997 machen wir schon gemeinsam Comedy,  damals im Rahmen eines Stundentenradios an der Hochschule Mittweida, später dann auch professionell unter anderem für MDR 1 Radio Sachsen und Bayern 3.

Stelzner: …und seit 2012 auf der Live-Bühne. Der direkte Kontakt zum Publikum ist genial, und manchmal auch hart.

Der Sachse und der Bayer werden immer wieder aufgetischt, wenn es um Humor geht. Wie kam Euch die Idee zur Bühnenshow?

Bauer: Uns ist es wichtig, authentisch zu sein. Während wir in unserer ersten Show die Medienbranche, in der wir selbst arbeiten, parodierten, haben wir uns für das aktuelle Programm gefragt: Was zeichnet uns noch aus? Welche Lebenserfahrungen bringen wir noch mit?

Stelzner: Und da ist man bei uns beiden (Sachse und Bayer) natürlich schnell bei dem Thema OSSI / WESSI, was wir dem Grunde nach eigentlich hassen.

Bauer: Wir können es nicht mehr hören.

Stelzner: Im Jahr 2015 sollte das Thema eigentlich vom Tisch sein, ist es aber in einigen Köpfen offenbar immer noch nicht! Also haben wir uns gefragt, wie kann es uns gelingen, heutzutage auf die Mentalitäten und Eigenheiten der Sachsen und Bayern einzugehen, ohne gängige Klischees zu befeuern.

Bauer: Diese Klischees spielen in unserer Show natürlich eine Rolle, aber wir versuchen damit insofern zu spielen, dass wir diese Schubladen aufmachen, um sie dann mit aktuellen Wahrheiten zu konfrontieren. Es gibt längst auch neureiche Sachsen, die – wie auch immer – zu viel Geld gekommen sind und damit plötzlich die selbe Attitüde einnehmen, wie arroganter Geldadel in München, der die Miete jährlich hochschraubt.

Stelzner: Oder das schöne, verklärte Bild der Kaffeesachsen: Ich muss jedesmal wieder lange suchen, bis ich in Dresden oder Chemnitz einen wirklich guten Kaffee bekomme. Gleichzeitig ist es ein Ammenmärchen, dass München durchweg ein teures Pflaster ist. Oftmals habe ich dort schon günstiger uns besser gegessen als in der Dresdner Innenstadt.

Bauer: Und diese verklärten Wahrheiten finden wir spannend. Da wir beide lange sowohl in Sachsen als auch in Bayern gelebt haben, liefert unsere eigene Biografie dafür also genug Stoff , den wir uns nichtmal ausdenken müssen.

Stelzner: Außerdem sind wir ja als Sachsen und Bayern beide dialektal benachteiligt, eine Schicksalsgemeinschaft, die gegen den Rest der Welt zusammenschweißt, weitere Quellen für Komik in der Konfrontation mit Hochdeutschen, oder Preußen, wie Martin sagen würde.

_DSC4150Wie kam dann die Idee zu den Videos und zur Bühne?

Stelzner: Wir sind beide große Fans vom gespielten Witz bzw. Kurzfilmen und Parodien aus dem Comedy-Bereich. Nach ersten Tests unserer Ideen auf Youtube und bei Facebook haben wir schnell gemerkt, dass diese Clips gut ankamen, also haben wir sie auf die Bühne geholt.

Bauer: Zum anderen haben wir schon bei unserer ersten Show das Feedback bekommen, dass die Filme im Vergleich zu anderen Bühnenshows eine größere Vielfalt abbilden, wie zum Beispiel unsere Werbeclips, Pseudo-Dokumentationen, oder sächsisch-bayerische Polizeiberichte.

Habt ihr euch denn auch von anderen Künstlern inspirieren lassen?

Bauer: Wir wollen niemanden imitieren, aber es gibt Künstler und Comedians, die wir beide großartig finden. Tatsächlich kann ich mich für viele bayerische Kabarettisten begeistern, gerade, wenn sie eine schräge Komponente haben. Also zum Beispiel Gerhardt Polt oder auch Georg Ringsgwandl. Auch ein Auftritt vom positiv-wahnsinnigen Österreicher Alf Poier war ein Punkt, wo ich gesagt habe: So was will ich auch machen. Aber auch mit diversen Fernsehformaten kann ich viel anfangen: Über die Simpsons und deren versteckten Tiefgang kann ich mich bestens amüsieren.

Stelzner: Bei mir ist es ähnlich. Ich bin ein großer Fan von Olaf Schubert. Aber großes Kino sind für mich auch Klassiker des deutschen Fernsehens wie “Sketch-Up” mit Dieter Krebs oder “Familie Heinz Becker”. Über Loriot, Hape Kerkeling und Bully Herbig  brauche ich wohl nichts näher ausführen. Sie alle haben gemein, dass sie ihre Figuren haargenau beobachten, so dass man als Zuschauer zum einen denkt: Stimmt. So ein Typ ist mir so oder so ähnlich schon mal begegnet und: Ich schäme mich fremd für ihn.

Danke für das Gespräch.

eventpeppers.de
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